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Feldhamster lässt RWE zittern

Grevenbroich. Er wird 30 Zentimeter groß, bringt es auf stolze 500 Gramm, hat ein rosa Näschen und steht auf der roten Liste der besonders geschützten Tierarten.

Die Rede ist vom Cricetus cricetus - besser als Feldhamster bekannt. Der Nager ist nicht nur selbst bedroht, er gefährdet im niederrheinischen Grevenbroich auch den geplanten Bau eines zwei Milliarden Euro teuren Kraftwerks des Energiekonzerns RWE. Umweltschützer wollen den Baugrund als Lebensraum des Hamsters erbittert verteidigen.

Als die RWE ihre Genehmigung für den Bau des Braunkohle-Kraftwerks beantragte, hatte sie noch ausgeschlossen, dass das putzige Tier sich auf dem Baugelände tummeln könnte. Dennoch sah der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) den seltenen Feldhamster durch das Projekt gefährdet.

«Aus eigenem Interesse haben wir ein weiteres Gutachten über die Feldhamstervorkommnisse nachgereicht», sagt RWE- Sprecher Manfred Lang. Von Juli bis Ende September legten sich Experten auf die Lauer nach dem Nager.

Das Ergebnis ist nicht so eindeutig, wie sich der Energieriese das wohl gewünscht haben mag: Zwar wurden bei den Untersuchungen keine leibhaftigen Feldhamster, wohl aber drei Winterbauten des Nagers entdeckt. «Es sind dort keine Tiere gefunden worden. Ich gehe davon aus, dass das Projekt nicht gefährdet ist», sagt Lang.

Das sieht der BUND ganz anders: «Das ist schon ganz klar ein Hinweis, dass wir eine stabile Population in dem Raum haben. Der Feldhamster ist ein scheues Tier. Er befindet sich oft erst ab Ende Herbst in seinen Winterbauten», sagt Dirk Jansen, BUND- Geschäftsleiter.

Dass mit Hamstern nicht zu spaßen ist, haben bereits Investoren im einige Kilometer entfernten Gewerbegebiet «Avantis» bei Aachen erfahren müssen. Obwohl sich auch dort kein lebendiger Feldhamster finden ließ, sorgte allein der Verdacht eines Vorkommens für einen fünf Jahre dauernden Rechtsstreit. Lange Zeit drohte das millionenschwere Vorzeigeprojekt nach einer Klage niederländischer Umweltschützer sogar zu scheitern.

Erst ein millionenteures Hamster-Zuchtprojekt aus Steuermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen und der Mangel an eindeutigen Hinweisen für das dortige Auftreten des kleinen Nagers sorgten schließlich dafür, dass der Baustopp für den Gewerbepark aufgehoben werden konnte.

Das brisante Hamster-Gutachten für den Kraftwerksbau liegt jetzt der Bezirksregierung in Düsseldorf vor, die als Genehmigungsbehörde über den Streit zu entscheiden hat. Mit dem Entscheid ist frühestens Mitte nächsten Jahres zu rechnen. Der BUND gibt sich fest entschlossen, für den Feldhamster zu kämpfen. «Als Verband können wir möglicherweise eine EU-Beschwerde einlegen», droht Jansen.

«Wir reden über drei leere Hamsterbauten und zwei Milliarden Investitionen», resümiert RWE-Sprecher Lang. Doch Umweltschützer Jansen ist sich sicher: «Die haben Respekt vor dem Hamster.»

Aachener Zeitung - Meldung vom 01.12.2004

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