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Hamster haben einfach nichts mehr zu hamstern

USINGER LAND (sam). Horst Wolff kann sich noch gut an die Feldhamster erinnern. "Die wurden in meiner Kindheit gejagt, für jeden erschlagenen Hamster gab es eine Prämie", erzählte der Vorsitzende der Usinger Naturschutzgruppe und stellvertretender Forstamtsleiter. Gejagt wird nach den Tierchen heute nicht mehr, im Gegenteil. Der Feldhamster, der noch vor wenigen Jahrzehnten als "Getreideschädling" verhasst war, ist mittlerweile fast ausgerottet. Schuld daran sind nicht die eifrigen zweibeinigen Jäger aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, sondern die Änderungen in der Landwirtschaft. "Der ganze Dünger und das Gift, das auf die Äcker gespritzt wird, macht den Hamstern zu schaffen", erzählte Wolff. Auch eines der wichtigsten Nahrungsmittel der Tierchen, die Wildkräuter, werden seltener. Außerdem werden mittlerweile die Ackerstoppeln direkt nach der Ernte oft umgepflügt. Somit fehlt den Hamstern ihre die wichtige Deckung vor Greifvögeln, Füchsen oder Katzen. Hinzu kommt, dass durch die verbesserte Erntetechnik nur selten ein Getreidekorn auf den Boden fällt. Somit gibt es immer weniger, das die kleinen Feldbewohnern in ihre unterirdische Vorratskammer bringen können.

Weil die possierlichen Hamster in der gesamten Europäischen Union in den letzten 30 Jahren fast ausstarben, regelt die EU-Richtlinie 92/43/EWG aus dem Jahre 1992, besser als Fauna-Flora-Habitat- oder FFH-Richtlinie bekannt, den Schutz der mittlerweile seltenen Nager. EU-weit wird seitdem angestrebt, die letzten Populationen in einen "günstigen Erhaltungszustand" zu versetzen.
Die Feldhamster mit ihren runden Augen, großen Ohren, rosa Schnäuzchen und langen Barthaaren sehen recht possierlich aus. Sie sind etwa 30 Zentimeter lang und auch um einiges größer als Goldhamster. Sie leben in weit verzweigten, oft mehrere Meter langen und tiefen Gängen mit diversen Wohn- und Vorratsräumen. In ihrer Nähe befinden sich auch die Vorratskammern, die im Herbst mit durchschnittlich drei bis fünf Kilogramm Sämereien wie zum Beispiel Getreidekörnern und Pflanzenteilen aufgefüllt werden. Männchen und Weibchen bewohnen daher getrennte Bauten - sie können sich nicht leiden.

Trotzdem wären die Hamster - wenn die ungünstigen Lebensbedingungen nicht wären - noch lange nicht ausgestorben. Im Gegenteil: Etwa zwei Mal im Jahr bringt das Hamsterweibchen jeweils vier bis zwölf Junge zur Welt. Kein Wunder, dass sich die Feldbewohner früher explosionsartig vermehrt haben.

Etwa bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts besiedelten sie viele hessische Felder, auch im Taunus waren sie verbreitet. Ob es im Usinger Land heute noch diese Hamster gibt, ist sehr fraglich. Horst Wolff zumindest hat in den vergangenen vier Jahrzehnten keinen einzigen gesehen. Förster Hans-Peter Groos aus Neu-Anspach kann ebenfalls nichts berichten, und auch der Ortslandwirt von Wehrheim, Karl-Friedrich Kolass, kann sich nicht an den Anblick eines kleinen Tieres mit braun-gelblichem Fell im Feld erinnern.
Doch hessenweit sind die Pelzträger noch nicht ausgestorben, neuerdings haben sie sogar menschliche Unterstützung gefunden. So kümmert sich die Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz (AGFHA) aus Niedernhausen um das Überleben der "Cricetus cricetus" - so der Fachbegriff für die Tiere. Sie sind vor allem in der Wetterau aktiv, wo Spaziergänger mit etwas Glück noch Feldhamster beobachten können.

Bekannt ist dagegen der "Hamstersaft" von der Firma Müller, der aus Apfel-, Trauben- und Kirschsaft besteht. Seinen Namen trägt er, weil ein Teil des Verkaufserlöses für den Schutz der Feldhamster in der Wetterau verwendet wird. Seit kurzem gibt es übrigens auch Hamsterbier und "Dreckiger Hamster" , ein Cola-Bier-Gemisch.

Usinger Anzeiger - Meldung vom 25.3.2004

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