Keine Passierscheine für Broitzemer Hamster

"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen" (DDR-Staatsratsvorsitzender Walter Ulbricht am 15. Juni 1961, zwei Monate vor dem Mauerbau). Broitzems Bürgermeister Dr. Ulrich Barkow ("wir im Bezirksrat haben natürlich mal wieder als letzte davon erfahren") fühlt sich fast wie seinerzeit die Bürger 1961.

Im Süden des Ortes hat die Stadt – ohne vorher Bescheid zu sagen – eine 250 Meter lange Hamstermauer errichtet, im Volksmund Limes cricetus genannt. Kosten: 13 000 Euro. Und auch die gerade umgesetzten Broitzemer Hamster, ca. 30 Exemplare, wurden quasi über Nacht vor vollendete Tatsachen gestellt: Sie können nun nicht mehr zurück in ihre Heimat – und das ist so gewollt.

Nord- und Südsektor

Die bis zu 1,20 Meter hohe Aufschüttung am Fuße des Fernsehturmes teilt den Steinberg künftig in einen (hamsterfreien) Nord- und einen Südsektor für die vertriebenen Nordbewohner, die dort – ohne Passiererlaubnis zurück – verfolgen können, wie vor ihren Bauten demnächst über 150 Wohneinheiten entstehen. Da ist natürlich kein Platz mehr für Feldhamster. Wie übrigens auch in Lamme an der B 1, auf dem Hamsterstreifen, wo sich bereits Dutzende Tiere tummeln.

Tiere saufen nicht ab

Deshalb fiel die Wahl auf den Broitzemer Steinberg, ein bekanntes Hamsterparadies: eine sonnige Südlage, leicht abfallend und dadurch ganzjährig grundwasserfrei, was garantiert: Auch im Winter, wenn die Hamster ruhen, können sie in ihren tiefen Bauten nicht absaufen. Der Investor, die städtische Grundstücks GmbH, war es letztlich, der sich für den nahen Standort entschied, aus Kostengründen. Die Zeit drängte, die Umsetzung fand deshalb bereits statt: Eine Biologin fing knapp 30 Tiere ein – und ließ sie ein Stück weiter wieder frei. Mehr noch: Damit sie im Frühjahr gleich so richtig schön losbuddeln können, wird der Acker unter dem Funkturm in den nächsten Tagen künstlich erhöht: 30 Zentimeter Mutterboden erhalten die Hamster spendiert.

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